


Wahre Liebe schaut nur auf das Innere, findet Lisa. Komisch, dass sie trotzdem noch nicht den Richtigen gefunden hat. Deshalb meldet Freundin Mareike sie bei der Webseite „The Voice of Love – Stimme der Liebe“ zu einem Online-Date an.
Die Regeln dort: Die Kamera bleibt aus, und es gibt keine Infos über Aussehen, Beruf oder finanziellen Status. Stattdessen nur zwei Stimmen, die über das reden, was im Leben wirklich zählt.
Jonas ist wegen einer Wette dort, um seinen Freunden zu beweisen, dass das Aussehen bei einem Date nicht wichtig ist. Lisa und Jonas sind laut Computer das perfekte Match, und schon bald knistert es gewaltig.
Was sie nicht wissen: Sie leben beide in Lübeck. Und so begegnen sie sich, ohne es zu ahnen, leibhaftig …


Ich nehme das Handy in die Hand und räuspere mich.
“Ähm … Hallo?”
“Hallo”, antwortet eine tiefe Stimme und ich zucke innerlich zusammen.
Totaler Quatsch, natürlich – war ja klar, dass jemand antwortet. Es ist nur so komisch, diese Männerstimme plötzlich hier in meinem Zimmer zu hören …
So, als wäre ein Fremder mit mir im Raum, während ich in meiner Schlafhose auf dem Bett sitze.
Ob er auch gerade in seinem Schlafzimmer sitzt? Womöglich sogar nackt?
Oh Gott, hoffentlich ist der Typ kein Perversling!
“Bist du noch da?”, fragt die Stimme.
“Ja … ja, klar”, stammele ich. “Ich habe bloß gerade … nachgedacht.”
“Aha. Und worüber?”
Darüber, ob du ein nackter Perversling bist … Nein, das werde ich nicht laut sagen!



Ich schwinge mich auf den Sattel und radle im Rekordtempo in Richtung Holstentor. (…)
An der Obertrave, wo Tische und Stühle der kleinen Restaurants jeden freien Zentimeter Fußweg bedecken, bremse ich ein wenig ab.
Pizzaduft, Stimmen und Gelächter.
Ich weiche einem Kellner aus, der ein mit Gläsern voll beladenes Tablett über die Straße balanciert.
Ein paar hundert Meter weiter wird es ruhiger, ich biege nach links ab, strampele ein Stück bergauf und schiebe das Fahrrad durch einen niedrigen Tunnel, der direkt durch die Fassade eines der Häuser hindurchführt.
Und dann komme ich auf der anderen Seite wieder heraus – in einem von Lübecks typischen „Gängen“, einem Innenhof mit schmalen, von Kletterrosen bewachsenen Häuschen, die sich eng aneinanderschmiegen und deren Fassaden in der sanften Abendsonne pastellfarben leuchten.

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